Beschreibung:
Die Rolle epistemischer Tugenden bei der Überzeugungsbildung wurde in der Erkenntnistheorie lange vernachlässigt. Dies gilt auch für die Analyse des Glaubens. Diese Arbeit greift dazu auf aktuelle Ansätze der Erkenntnistheorie zurück, die als Virtue Epistemology firmieren und eine neue Lösung des Problems anbieten. Epistemische Begriffe müssen demnach nicht allein kognitiv, sondern auch bezogen auf Eigenschaften und Dispositionen des erkennenden Subjekts untersucht werden, nämlich auf Haltungen und Charakterzüge, die zur Bildung von Überzeugungen führen. Dabei werden einerseits die religionsphilosophischen Potenziale der Virtue Epistemology bei der Analyse des Glaubensbegriffs ausgeleuchtet, andererseits die Fokussierung auf die rein intellektualistische Rechtfertigung religiöser Überzeugungen korrigiert, so dass eine Pluralität der Formen der Überzeugungsbildung aufscheint, bei der auch epistemische Tugenden eine unverzichtbare Rolle spielen. Hierdurch wird die Zusammengehörigkeit von Glauben und Lebenshaltung, Epistemologie und Anthropologie deutlich gemacht.