Beschreibung:
Die Erinnerungskultur an den Holocaust befindet sich im Umbruch. Nur noch wenige Überlebende können von ihren Erfahrungen berichten und schon heute ist das kollektive Gedächtnis im hohen Maße medial vermittelt. Im Zuge dieses Wandels nehmen Bilder an gesellschaftlicher Bedeutung weiter zu. Doch obwohl die gedächtnisbildende Macht von Bildern außer Frage steht, ist über ihre soziale Wirkung bislang kaum etwas bekannt. In seiner Studie untersucht Sebastian Schönemann die Formen medialen Erinnerns empirisch: Wie erinnern wir uns an den Holocaust über Bilder und wie prägen sie das soziale Gedächtnis? Anhand vergleichender Fallanalysen werden dabei nicht nur die Wirkungsweisen der Symbolbilder, sondern auch ihr sozialer Sinn aufgezeigt.
Inhalt1 Einleitung 9
Teil I: Forschungsgegenstand und Methode
2 Bildgedächtnis und Holocaust 21
2.1 Geschichte und Gebrauch der Fotografien 21
2.1.1 Quellen der Bildüberlieferung 21
2.1.2 Wandlungsphasen des Bildgedächtnisses 30
2.2 Form und Formen der Symbolisierung 40
2.2.1 Rituelle Wiederholung und symbolische Verdichtung 40
2.2.2 Symbolformen 43
2.3 Aufbau des visuellen Gesprächsanreizes 49
3 Erinnern im Alltag: Das soziale Gedächtnis 63
3.1 Gedächtnis und Generation 63
3.1.1 Soziales Erinnern 63
3.1.2 Generationelle Lagerung und Erfahrung 67
3.2 Empirische Generationen 70
3.2.1 Historische Generationen nach 1945 70
3.2.2 Genealogische Beziehungen 74
3.3 Erhebungsschema: Generationen im Vergleich 77
4 Methodische Herangehensweise und empirischer Zugang 81
4.1 Forschungsansatz und -prinzipien 81
4.2 Datenerhebung 86
4.2.1 Methode und Anwendung des Gruppendiskussionsverfahrens 86
4.2.2 Feldzugang und Durchführung der Gruppendiskussionen 89
4.2.3 Sampling 92
4.3 Auswertung 94
4.3.1 Sequenzanalyse und Fallrekonstruktion 94
4.3.2 Idealtypenbildung 97
4.3.3 Vergleichende Fallkontrastierung und -generalisierung 99
Teil II: Empirische Analysen
5 Leerstelle, Latenz und Konfrontation: die Gruppe »Möwe« 105
5.1 Profil der Gruppe 105
5.2 Familiäre Tradierungsbrüche:
»was ich im Nachhinein [...] gehört habe« 106
5.3 Gedächtnisort Buchenwald: »die meisten Bilder [...] hat man da das erste Mal gesehen« 128
5.4 Der Gedenkstättenbesuch als geschichtskulturelles Schlüsselerlebnis 137
5.5 Zusammenfassung der Fallstruktur und Typenbildung 147
6 Die Vergangenheit zwischen Gedächtnis und Geschichte: die Gruppe »Schwalbe« 151
6.1 Profil der Gruppe 151
6.2 Rationalisierung des Sehens und seine Krise 152
6.3 Belastende Bilder: »da habe ich immer Alpträume gehabt« 165
6.4 Irritation und Interpretation: »Bei diesem Bild hier verstehe ich was nicht.« 174
6.5 Zusammenfassung der Fallstruktur und Typenbildung 180
7 Erinnerung und Moral: die Gruppe »Pelikan« 185
7.1 Profil der Gruppe 185
7.2 Die Unvorstellbarkeit der Verbrechen: »ist für mich nicht nachvollziehbar« 186
7.3 Gedankenexperiment: »und du hast keine Vorkenntnisse« 196
7.4 Täuschung und Moral: »(d)a haben sie uns [...] einen mit in die Tasche gelogen« 206
7.4 Zusammenfassung der Fallstruktur und Typenbildung 217
8 Exkurs: Das Foto des Torhauses als visueller Trauerort 223
8.1 Profil der Gruppen 223
8.2 Kontrastiver Fallvergleich 223
8.3 Zusammenfassung: Repräsentation der Abwesenheit 228
9 Geschichte als ästhetische Erfahrung: die Gruppe »Kolibri« 231
9.1 Profil der Gruppe 231
9.2 Die Suche nach Affektion: »Das Spannende ist eigentlich« 232
9.3 Punctum und Ästhetik: »Und die zweite Frau habe ich erst gar nicht gesehen« 243
9.4 Zusammenfassung der Fallstruktur und Typenbildung 258
10 Vergleich und Generalisierung der Ergebnisse 265
10.1 Sinnhorizonte der Vergangenheit 266
10.2 Leerstellen der Sinnbildung 272
10.3 Rezeption und Repräsentation 278
11 Schluss und Ausblick 281
11.1 Zeitgebundenheit des Deutens und Sehens 282
11.2 Symbolische Kommunikation 285
11.3 Kulturbedeutung und Wirkung der Bilder 287
Dank 291
Anhang 293
Bildübersichten 294
Abbildungsnachweise 300
Transkriptionszeichen 303
Literatur 304