Die Leber des Prometheus

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ISBN-13:
9783965870017
Veröffentl:
2019
Seiten:
250
Autor:
Jirí Kolár
Serie:
13, Bibliothek der Böhmischen Länder
Sprache:
Deutsch
Beschreibung:

Im September 1952 konfiszierte der tschechische Geheimdienst ein explosives Typoskript. Dessen Autor wurde wegen »Aufruhrs gegen die Republik« sowie »Schmälerung des Ansehens des Präsidenten« zu einem Jahr Haft verurteilt, und dieser »Hooligan, der sich in einem unbewachten Augenblick in die Literatur eingeschlichen hatte« (Jirí Taufer), sollte auch weiterhin ausgeschaltet werden.Gemeint war Jirí Kolár. Und so war der Weg der Leber des Prometheus, die »wie kein anderer Text ein so rasendes wie suggestives Bild der Zeit« gibt (FrantiSek Hrubín 1952), voller Hindernisse. Samisdat- und Exilausgaben konnten nur auf eine doppelt zensierte Fassung zurückgreifen, erst 2016 erschien der ursprüngliche Text von 1950 - dank des beschlagnahmten Exemplars, das sich beim Geheimdienst erhalten hatte.Anstößig ist der Text mit seinem unverhohlenen Blick auf die menschliche Niedertracht und die absurde Monstrosität des Banalen, in seiner Trostlosigkeit und zugleich in seinem geradezu radikalen moralischem Anspruch, der einem täglichen prometheischen Leiden entspringt, einer Erschütterung im Kleinen wie im Großen, im Historischen wie Alltäglichen.Der weltberühmte Künstler Jirí Kolár ist als Autor im deutschsprachigen Raum kaum präsent. Die zentrale Rolle, die das Wort für ihn behalten hat, zeigen seine gegenständlichen Briefe, seine Hommage an Christian Morgenstern, an Jawlensky, das Tagebuch 1968, kurz, die unzähligen Collagen, die mit dem gedruckten Wort arbeiten. Sie verdeutlichen die Kompliziertheit von Wahrheit, die Korrumpierbarkeit des Wortes, seine Macht, seine kontextabhängige Chamäleonnatur. Die Leber des Prometheus liest sich wie die Quelle dieser Bilder, ein Tryptichon aus eigenen, adaptierten, zitierten, alludierten, ineinadergespiegelten und collagierten Texten. Der Blick geht nicht nach innen, sondern nach oben und unten, auf die Straße hinaus und in die Zeitungen, aber es gibt einen Refrain: Nicht lügen! Man folge dieser Aufforderung, es erfordert Mut: Die Leber des Prometheus, für die der Autor »auf lange Zeit zu einem literarisch und menschlich Geächteten wurde« (Vítezslav Nezval), zieht den Leser, ähnlich wie die Dynamik der Collagen, in einen bedrohlichen Sog und läßt ihn ins Bodenlose verlorener Kultiviertheit und toter Moral fallen.
Kristina Kallert, geboren 1962 in Weißenburg, studierte Germanistik und Ostslavistik in Regensburg und St. Petersburg, später Bohemistik an der Masaryk-Universität in Brno. Sie arbeitete kurzzeitig als Lektorin für Russisch (Universität Regensburg), fünf Jahre als DAAD-Lektorin in Brno und lebt inzwischen als freie Übersetzerin in Regensburg außerdem ist sie Lektorin für Tschechisch.Als Übersetzerin begann sie mit dem Slovenischen, mit Ivan Cankars Roman »Nina« seitdem hat sie sich auf das Tschechische verlegt. Als Mitarbeiterin der »Tschechischen Bibliothek« galt ihr Interesse Autoren wie Josef Jungmann, Julius Zeyer, Jirí Karásek ze Lvovic, MiloS Marten und Bozena Nemcová. Im Herbst 2010 erscheint im Arco Verlag Jirí Langers »Die Neun Tore« (tsch. Original: »Devet bran«, 1937) in ihrer Übersetzung - erstmals vollständig auf Deutsch.Daneben stehen zahlreiche kürzere Übersetzungen von Gegenwartsautoren wie skvorecký, Havel, Jirous, Fischerová, Topol, Bajaja, Urban, ZmeSkal, Komárek, Hulová, Denemarková, sindelka, Ajvaz, TreSnák.Zu den umfangreichsten Projekten der Übersetzerin gehören jedoch auch Texte aus dem geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Bereich: so Bartolomej Daniels »Geschichte der Roma in den böhmischen Ländern und der Slowakie«, Frank Wollmans vergleichende »Geschichte der slavischen Literaur«, der Sammelband Deutsche und Tschechen« (Hg. Walter Koschmal) oder »Prag - Stadt zweier Sprachen« (Hg. Peter Becher). Zur Zeit übersetzt sie »Unsichere Zuflucht«, eine Studie zur jüdischen Emigration in Prag 1933-1938 (von K. Capková, M. Frankl).Kristina Kallert erhielt 2004 den Leipziger Fähre-Preis für Literaturübersetzung und war Stipendiatin des Literarischen Colloquiums Berlin 2007 Paul-Celan-Fellowship am Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) in Wien Herbst 2010 Translator-in-Residence am Slavischen Seminar der Universität Tübingen.

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