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Dida Ibsens Geschichte

Ein Finale zum Tagebuch einer Verlorenen
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ISBN-13:
9783744810951
Veröffentl:
2017
Seiten:
330
Autor:
Margarete Böhme
eBook Typ:
EPUB
eBook Format:
EPUB
Kopierschutz:
0 - No protection
Sprache:
Deutsch
Beschreibung:

Ich habe einmal gehört, man sollte seine Memoiren erst schreiben, wenn man fünfzig oder noch besser, wenn man sechzig Jahre alt ist. Denn bis dahin, hieß es, sind die Lebenserinnerungen wie frische Früchte und lebende Blumen und in diesem Zustand der Frische und des Lebens für die Präservierung noch ungeeignet. Die Blumen müssen erst im Herbarium der Zeit vorbereitet, gepreßt und getrocknet und die Früchte durch entsprechende Behandlung zur Dauerware gemacht werden.Ich liebe aber die "atmenden" Blumen mehr als ihre Mumien in den Herbarien. Und das süße, frische Obst, das nach Tau und Sonnenschein schmeckt und nach Sommerluft duftet, mundete mir immer besser, als das Dürrobst aus dem Schubfach des Krämers oder die eingelöteten Zuckerfrüchte in der Vorratskammer.
Der richtige Zeitpunkt, seine Erinnerungen festzuhalten, ist doch wohl der, wenn man abgeschlossen hat mit dem Leben. Wenn man dem Schicksal eine Schlußquittung über gelieferte Freuden und Leiden ausstellt. Wenn man gar keine Neulieferung von "Glück" mehr bestellt und erwartet. Wenn man in der Gegenwart wie in einem Mausoleum eingemauert sitzt und durch die runden Gucklöcher nur still die Welt draußen beobachtet. Wenn der Sturm des draußen rauschenden Lebens ohnmächtig gegen die festgeschlossenen Türen brandet, und der Sturm, der draußen anderer Leute Häuser aus den Fugen hebt, ebenso vergeblich an die luftdicht verriegelten Läden unseres Hauses rüttelt. Dann ist die erforderliche Unbefangenheit des Blickes und des Urteils da; die Welt geht einen nichts mehr an, der persönliche Moment scheidet aus.
Und das trifft alles bei mir zu ...
Denn ich bin eine Tote.
Es sind jetzt vier oder fünf Jahre her, seitdem ich starb. Das Gedächtnis für Zahlen ist mir in der Zeit abhanden gekommen. Ich war lange und schwer krank. Und im Fieber hörte ich immer neben meinem Bette und am Fenster und hinter den Türen ein Raunen von Stimmen, daß es gut sei, wenn ich eines natürlichen Todes stürbe, weil man mich sonst verbrennen würde. Ich war mir zwar keiner Schuld bewußt, auf die eine Todesstrafe gesetzt ist - ich habe wissentlich nie einem Menschen ein Haar gekrümmt und niemals jemand um einen Pfennig betrogen -, aber das Raunen war da, ich hörte es deutlich.
In der Nacht stieg das Fieber und umspülte mich wie ein glühendes Meer, und ein heißer, drückender Nebel lag mir schwer, atembeklemmend und gedankenverwirrend auf Brust und Gehirn. Durch den roten Schimmer sah ich allerlei Fabelgestalten, wie aus einem ...

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