Möglichkeitssinn

Phantasie und Phantastik in der Erzählliteratur des 20. Jahrhunderts
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ISBN-13:
9783531133508
Veröffentl:
2000
Einband:
Paperback
Erscheinungsdatum:
29.03.2000
Seiten:
276
Autor:
Robert Stockhammer
Gewicht:
404 g
Format:
229x152x16 mm
Sprache:
Deutsch
Beschreibung:

11 fand ich zu den Verruhrern und Phantasten und lauschte ihnen in meiner 2 Zerrissenheit und Melancholie. Die angeblich freie Wahl, mit der das hier gezeichnete literarische "Ich" eine bestimmte Sorte jener Literatur "bevorzugt", soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieses Ich in seinem Verhältnis zu jenem Stoff rur seinen Imaginationshunger nicht frei, sondern gebannt ist: "wie ein Medium". Vor allem die Entsprechung zwischen den in ihm selbst ausgebildeten Verstiegenheiten und dem Bilder- oder Handlungsangebot der Schauerliteratur hält den jungen Menschen auf dieser Stufe fest, die sich erst von später aus betrachtet als eine Durchgangsstufe erweist. "Das Grauenhafte war mein Bereich". 3 Die Rede von der Phantasie als einer immer gleichbleibenden Potenz, die beson­ ders in der Literatur mächtig ist und ihren Verheißungen und Verruhrungen zugrunde liegt, ist natürlich eine traditionelle Betrachtungsweise. Sie soll die hier vorgelegten Untersuchungen nicht regieren, aber in dieser Einleitung muss wenigstens kurz die Macht dieser Tradition vergegenwärtigt werden. Die Schöpfungen oder auch Ausgeburten der literarischen Phantasie aus 3000 Jahren und aus einer Reihe von angesehenen Nationalliteraturen sind im heutigen literarischen Unterbewussten (wenn es das gibt) präsent und bilden einen gewaltigen Schatz oder Alb rur alle, die sich als Autoren wie als Leser mit neuen Bildungen der Phantasie beschäftigen. Von Homer bis Ariost oder Rabelais, bis Shakespeare oder Cervantes wurden die Bilder, Figuren, Konstellationen gewissermaßen akkumuliert. Sie wurden an Intensität wie an Extension bereichert und immer komplexer gemacht.
Noch immer oder erst recht behaupten sich im 20. Jahrhundert die "freien" Erfindungen des Möglichkeitssinns und streiten mit den verstockten Normen und Konventionen des vorherrschenden Wirklichkeitsverständnisses. Aber statt souverän tritt die literarische Phantasie problematisierend und irritierend auf. Konfrontiert mit einer Wirklichkeit, die selbst immer weniger wirklich ist, muß sie, um nicht zu bloßer Phantastik zu gerinnen, ihre eigenen Verfahren sezieren. Sie erzeugt ein Schwanken, ein Schwindelgefühl. Das aber vergrößert nur noch den Lektüregenuß und schafft die faszinierenden Rätsel, Labyrinthe, Warnungen und Provokationen vom jungen Kafka bis zum neuesten Pynchon. - Die Autoren des vorliegenden Bandes gehen diesen verschiedenen Erscheinungsformen der Phantasie und Phantastik anhand von Werken der Weltliteratur des 20. Jahrhunderts nach.
und theoretischer Zugang.- Das fortdauernde Aufschweben der Phantasie; seine zunehmenden äußeren und inneren Hinderungsgründe.- "Phantastische Genauigkeit". Status und Verfahren der literarischen Phantasie im 20. Jahrhundert.- Vom Risiko der Phantasie. Über ästhetische Konventionen und moralische Ressentiments der phantastischen Literatur am Beispiel Stephen King.- Vier Felder der literarischen und nie nur literarischen Phantasie.- Traum- und Fluchtlandschaften. Zur Topographie des jungen Kafka. Mit einem Exkurs über die Träume in der "Schwarzen Romantik".- Phantasmen und Faszinosen der Macht: Zauberer um 1900.- Die nie ganz gelingende (Selbst-)Auslöschung der Phantasie: Zamjatin und sein Nachklang bei Orwell.- Phantasie und Bilderrausch im Surrealismus. In zwei Sätzen und einer Coda.- Sieben Exempla, epochal und individuell.- "Ideareal Funtasies": Modalitäten des Wirklichen in James Joyces Ulysses.- "The passage to that fabled land": Virginia Woolf, To the Lighthouse.- "Prachtvolle Lästerungen gegen diese Welt": Die Obsession des Provisorischen in Bruno Schulz' Zimtläden.- Das Phantastische als Simulacrum: Jorge Luis Borges.- "dein und mein Alter und das Alter der Welt": Ingeborg Bachmanns Roman Malina.- "Not a disentanglement from but a progressive knotting into": (Sprach-)Spiel, Paranoia und der Traum vom freien Selbst im Erzählwerk Thomas Pynchons.- Das tickende Fleisch unterm Gras: Wolfgang Hilbig, Alte Abdeckerei.- Schluss: Entdeckungen und Verrückungen durch literarische Phantasie.- Auswahlbibliographie.- Namensregister.- Autorenverzeichnis.

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