Beschreibung:
Zensur als transhistorisches Kulturphänomen ist ein kommunikativer Prozeß, bei dem ideologisch motivierte autoritäre Steuerungsversuche dessen, was öffentlich kommuniziert und rezipiert werden darf, zu Reaktionen auf seiten der kontrollierten Kulturschaffenden und Rezipienten führen: Der Streit um Wort, Öffentlichkeit und Macht ist ein "Gesellschaftsspiel", dessen Schachzüge vom Vormärz bis zur DDR trotz großer politischer Unterschiede Tradition haben. Dies gilt z.B. für Legitimationsdiskurse der Zensurträger, für ästhetische Praktiken zensierter Autoren und für Marktchancen des Zensierten.
Inhalt: Beate Müller, Über Zensur: Wort, Öffentlichkeit und Macht. Eine Einführung. - Jörn Leonhard, »... der heilige Eifer des Bücherkastrierens«? Wandel und Widerspruch politischer Zensur im deutschen Vormärz bis 1848. - Jutta Nickel, Die Grammatik der guten Sitten. Zensur als stilbildendes Moment in »Ludwig Börne. Eine Denkschrift von Heinrich Heine«. - Wolfgang Schopf, Die Revolution in Paris, der Zensor in Rom und die Schere im Kopf: Heinrich Heine auf dem Index und in den vatikanischen Geheimarchiven. - Ulrich Dittmann, Fürsorgliche Zensur: Eingriffe in die Texte Adalbert Stifters und ihre Konsequenzen. - Andreas Höfele, >Goebbels in reverse?